Patchover
Der Ghost-Rider MC hat seine Farben abgelegt und ist zum Outlaws MC
übergetreten. Wir waren dabei, als alte und neue Brüder ihr „Patchover“
feierten
„This is my brother
from the chapter Heidelberg.“ An diesem Wochenende werden viele Sprachen
gesprochen, am meisten aber englisch. Darin üben sich nun die ehemaligen
Ghost-Riders, denn das Chapter in Friedberg richtet den „1st National
Run“ des Outlaws MC Germany aus.
Seit dem 21. April
gibt es die Ghost-Riders nicht mehr, ab jetzt sind sie Outlaws, und
das wird international gefeiert. Nicht nur, weil ihre neuen Brüder aus
USA, England, Wales, Irland, Norwegen und Belgien dabei sind, obendrein
wurden zum gleichen Zeitpunkt auch noch neue Chapter in Schweden und
Thailand in die „American Outlaws Association“ aufgenommen.
Verständlich,
daß am Rande des beschaulichen Friedberg nun zumindest das Völkergemisch
bunt ist, wenn auch als Clubfarbe das finstere Schwarz vorherrscht.
Der Outlaws MC hat einen mächtigen Spruch geprägt „God forgives, Outlaws
don’t“ Diesen mächtigen Slogan beansprucht der Outlaws MC für sich seit
1969. Tatsächlich gibt es den Club aber schon seit 1935. Heimat der
Outlaws war damals Chicago. Inzwischen ist es Indianapolis, denn von
dort kommt Frank, ihr gegenwärtiger President. Der Mann ist 59 Jahre
alt, seit 21 Jahren bei den Outlaws.
Ein Spätzünder,
wie er schmunzelnd erklärt, aber den gestandenen Biker nehmen wir dem
Hünen ohne zu zögern ab. „Heimat ist immer da, wo der Presi ist“, fügt
er noch hinzu. Aber eigentlich ist die Heimat der Outlaws inzwischen
die ganze Welt. Selbst er kann inzwischen nicht mehr sagen, wieviel
Chapter es von ihnen überhaupt gibt. Tatsache ist nur, daß sie 1994
auch in Europa Anker warfen und seit diesem Jahr in Deutschland.
Die Outlaws also
vergeben nicht, das überlassen sie dem lieben Gott. Hört sich finster
an, aber Dink, der President für Europa, hält ein weiteres Motto für
nicht weniger wichtig: „Brotherhood & Motorcycles“, das sei die eigentliche
Botschaft, „and no other shit!“ Keine Zuhältereien, keine krummen Dinger.
Das sei der Unterschied der Outlaws zu manch anderen Clubs in der Szene.
Der Ghost-Riders MC fuhr schon immer die gleiche Linie. Da nimmt es
nicht Wunder, daß er längst enge Bande mit den Outlaws gepflegt hatte.
Die Aufnahme in
die „AOA“ sei ihnen seit Jahren angetragen worden. Die ersten Kontakte
liefen damals über Großbritannien, wo sich die Outlaws unter einem anderen
Colour schon lange einen Namen gemacht hatten. Erst im letzten Jahr
hatten die Engländer sich das Colour der Amerikaner zugelegt. Wie die
Engländer jetzt schmunzelnd zugeben, hätten sie aber schon vorher nicht
nur zufällig den gleichen Namen getragen. Halt, wir dürfen nicht alle
„Engländer“ nennen. Dink ist Waliser. Und so trägt er mit Stolz den
Schriftzug „Wales“ auf seinem Rücken.
Vorne aber sieht
es bei allen gleich aus: Sie tragen nur das „AOA“-Patch und den „Onepercenter“.
Welchen Rang oder welche Funktion sie innehaben, erkennt nun keiner
mehr. Ebensowenig wie das Chapter, dem sie angehören. Alle deutschen
Outlaws tragen ausschließlich den „Germany“-Schriftzug, mehr nicht.
Die Clubs wollten wissen, was sich nun für sie ändert Nun gibt es also
wieder mal viel Neues zu lernen. Aber das betrifft nur die Äußerlichkeiten,
beruhigt uns Zocker.
Er ist der deutsche
President, und er war das zuvor auch bei den Ghost-Riders. „Einige Clubs
hatten uns angerufen, nachdem sie vom Colourwechsel erfahren hatten.
Die wollten wissen, was sich für sie nun ändert. Aber bei uns ändert
sich nichts. Wer uns mit Respekt begegnet, dem erweisen wir noch mehr
Respekt. Das war sowieso schon vorher so bei uns.“ Diese Botschaft hatten
die frischgebackenen Outlaws uns schon vor ihrem Colourwechsel zukommen
lassen, damit wir sie termingerecht auf unseren Internetseiten veröffentlichen.
Ein kluger Zug in der Öffentlichkeitsarbeit, denn auf diese Weise hatten
sie schon im Voraus allen lästigen Gerüchten und Spekulationen den Boden
entzogen.
Daß die Ghost-Riders
ihre Farben ablegen würden, war ja schon zuvor ein offenes Geheimnis
in der Szene, das wir im Sinne vertraulicher Zusammenarbeit natürlich
erstmal für uns behalten hatten. Nur über den genauen Termin kursierten
verschiedene Gerüchte. Die einzelnen Member jedoch seien alle rechtzeitig
informiert worden. Es stand jedem frei, mitzumachen, oder nicht. Mitgemacht
haben nun fast alle. Kein einziges Chapter ist abgesprungen. Umgekehrt
gewannen wir auf der Party den Eindruck, daß die Männer mit neuer Energie
dabeisein würden. Mit dem entsprechenden Vergnügen beschnupperten sich
die neuen europäischen und amerikanischen Brüder.
Die deutsche Rockerlandschaft
ist nun um einen großen amerikanischen Club reicher geworden. Was an
der Sache selbst nicht viel ändert, denn auch der Ghost-Riders MC hatte
ja amerikanische Wurzeln, wie ihr es auf den folgenden Seiten lesen
werdet. Sogar den „Charly“, wie die Jungs den Totenkopf in ihrem Colour
nannten, hatten sie mit den Amerikanern gemeinsam. Jetzt aber heißt
er „Charlie“. So erklärt Dink die offizielle Schreibweise. Auch heißt
es bei den Amerikanern nicht unbedingt „Colour“, sondern „Backpatch“.
Wir lernen eben nie aus.
Text: Michael Ahlsdorf
Fotos: Ahlsdorf / Hansen
©2001 by Bikers
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